Was ist Kunsttherapie?

Kunsttherapie

ist eine Therapieform, in der das Gestalten mittels Medien der Bildenden Kunst, im Rahmen einer therapeutischen Beziehung zur Bewusstwerdung und Äußerung von Gedanken und Gefühlen verhilft. Der gestalterischen, prozessorientierten Entwicklung des ästhetischen Objektes (d.h. die mit allen Sinnen wahrnehmbare Gestaltung) und der damit einhergehenden triadischen Beziehung zwischen KlientIn, TherapeutIn und ästhetischem Objekt wird eine wichtige therapeutische Rolle zugemessen. 

Es wird von der Annahme ausgegangen, dass die formale Durchgestaltung durch den Klienten - z.B. im Bild - gleichzeitig eine geistig-seelische Auseinandersetzung mit den entsprechenden Inhalten ist. Indem ein innerer Konflikt sichtbar und anfassbar wird, eröffnet sich ein Handlungsspielraum, der neue Perspektiven und Bearbeitungsmöglichkeiten bietet.

In der psychodynamischen Kunsttherapie

ist das ästhetische Produkt auch Übertragungs- und Gegenübertragungsobjekt in der Beziehung zwischen KlientIn und TherapeutIn. Es kann einen sicheren Container für unterschiedliche Gefühle bieten, die momentan nicht direkt ansprechbar sind. Durch die Permanenz des Objektes, kann es später wieder aufgegriffen und in einen neuen Bezug zur Therapeutin und Klientin gebracht werden. Dadurch kann eine Integration z. B. abgespaltener Gefühle erfolgen, und neue Erlebniswelten erschlossen werden. Gemäß der spezifischen Dynamik einer Therapie und deren Zielsetzungen können kunsttherapeutische Methoden stabilisierend, ressourcenorientiert oder auch aufdeckend angewandt werden.

Kernkompetenzen der KunsttherapeutInnen sind:

  1. Kenntnis von gestalterisch/künstlerischen Prozessen und deren Psychodynamik (vertiefte Kenntnis von mindestens einem künstlerischen Medium, vertiefte Auseinandersetzung mit traditionellen und zeitgenössischen Ausdrucksformen, Fähigkeit sich bildnerisch authentisch auseinandersetzen zu können).
  2. Kenntnis der eigenen Persönlichkeit und der eigenen psychischen Prozesse, speziell innerhalb einer triadischen Beziehung und deren Wechselwirkung.
  3. Kenntnis der KlientInnengruppen auf der Basis von Entwicklungspsychologie, Neurosenlehre und der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit ihrem klinischen und sozialen Umfeld ; darauf abgestimmte spezifische Anwendung bildnerischer Medien.
  4. Kenntnis von therapeutischen Prozessen und der Rolle der TherapeutIn (Fähigkeit mit der KlientIn/ der KlientInnengruppe eine therapeutische Beziehung einzugehen und als TherapeutInnen verantwortlich zu handeln).
  5. Supervisions- und Fortbildungsverpflichtung.Nach Abschluss der Weiterbildung besteht für jede AbsolventIn die ethische Verpflichtung, sich begleitend zu ihrer/seiner kunst- und/oder gestaltungstherapeutischen Tätigkeit regelmäßig supervidieren zu lassen. Darüberhinaus ist verpflichtend, sich in einem jährlichen Stundenausmaß von 20 Stunden fortzubilden. Die Fortbildung zielt zum einen auf die fortlaufende Auseinandersetzung mit und Teilnahme an der Forschung und dem Diskurs in der Wissenschaft und zum anderen auf die kontinuierliche Auseinandersetzung mit allen möglichen Bereichen von Kunst.

Anwendungsbereiche der Kunsttherapie

Kunsttherapie wird im rehabilitativen, klinisch-psychologischen und psychotherapeutischen Bereich eingesetzt. Kunsttherapeutische Methoden werden auch im Rahmen kunstdidaktischer und gestaltungspädagogischer Verfahrensweisen angewandt, und sind im sozial- und heilpädagogischen Bereich, aber auch an der Schnittstelle zwischen gesellschaftlichem und therapeutischem Raum zu finden.

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